Gamification – Motivation als Führungsaufgabe oder Systemprinzip

Folgende vielleicht bekannte Situation: Mit viel Berateraufwand wurde ein neues Continuous Improvement Programm eingeführt und auch ausreichend Facilitators, Coaches oder “Belts”, als Experten zusätzlich zu ihrer normalen Tätigkeit nominiert und trainiert. Doch kaum sind die Berater weg, flacht auch das Engagement der “ehrenamtlichen” Coaches in ihren sekundären Rollen ab. Das Tagesgeschäft wird wieder wichtiger, das Gelernte wird nicht in den Alltag eingebettet.

Oft wird dieses Problem als Führungsversagen gesehen. Sind doch die Führungskräfte dazu da, die Mitarbeiter und Teams zu motivieren und zu zu Leistung und Aufgabenerfüllung zu bewegen. Doch ist dies tatsächlich so? Nicht nur vereinzelte Stimmen zweifeln “Motivation” als klassische Führungsaufgabe an. So spricht Sprenger vom “Mythos Motivation“. Und auch wenn man dieser Auffassung nicht folgt, so kennt man aus der Praxis wohl die Erfahrung, dass man gerade bei zunehmender Grösse und Verteilung der zu motivierenden Gruppe, wie dies ja bei Communities of Practice wie Facilitators der Fall ist, schnell an Grenzen individueller Fähigkeiten der Führungskräfte stösst.

Eine Lösung hierzu liegt in der Betrachtung der Problems von höherer Ebene: Es geht nicht um die Motivation Einzelner durch Einzelne, sondern vielmehr um die Implementierung von Rahmenbedingungen im Unternehmen, die eine (Selbst-)Motivation jedes Einzelnen leichter ermöglichen. Eine Idee hierzu ist der Gamification-Ansatz.

Unter Gamification, einer recht jungen Disziplin, versteht man die Anwendung von Spielmechaniken und Spieldesign-Techniken auf das Business Umfeld. Ähnlich den Abenteuerspielen wie World of Warcraft oder Diabolo können Spieler Punkte sammeln, im Erfahrungslevel aufsteigen, für besondere Leistungen Medaillen erringen oder in der Highscoreliste noch oben steigen.

Erfolgreich angewendet haben wir dieses Prinzip im Bereich Continuous Improvement und anderen Feldern, wo Mitarbeiter zu ihrer primären Aufgabe zusätzliche Sekundäraufgaben zu erledigen haben, die oft nicht ausreichend gewürdigt werden: Mitarbeiter sammeln Punkte für durchgeführte Projektbegleitungen oder für die Teilnahme an Treffen der Community of Practice. Führungskräfte oder Abteilungsleiter vergeben spezielle “Quests”, um Punkte zu erhalten oder Mitarbeiter vergeben sich gegenseitig Punkte für einen gelungenen Support. Projekt-Coaches steigen in ihrem “Erfahrungslevel” auf, vom Junior zum Senior Project Coach. Standorte vergleichen sich in ihrer Gesamtpunktzahl und Mitarbeiter können vielleicht sogar Punkte gegen Sach-Prämien eintauschen, etc. Das Prinzip ist weitläufig einsetzbar und bereitet Freude und Motivation neben der rein monetären Vergütung. Es macht mit einfachen Mitteln Leistung und Engagement sichtbar.

Die Herausforderung liegt hier in der richtigen Dosierung und Kalibrierung der einzelnen Spiele-Elemente und deren Kommunikation. In Summe schafft dies Spass, Motivation und einen Ehrgeiz, der oft überraschend ist.