Zunächst gab es Grussworte von WKO Vizepräsident Hans-Jörg Schelling, der versuchte, ein abgewogenes Bild zwischen Fortschritt und Technologie sowie Risiko und Sicherheitsaspekten der Digitalen Welt als Einleitung des eDays 2012 zu zeichnen. Gerade für Personen, die auch andere Internet-/Web-Konferenzen besuchen, musste deutlich werden, dass die Kluft zwischen Digital Natives und Digital Immigrants grösser nicht sein kann: Naive Nutzung versus risikofreudige Innovationen. Dann Gunter Dueck mit einer provokanten Keynote zum Ausblick in die Digitale Gesellschaft.
Dueck greift in bekannt charmant-provokanter Art dann gleich zu Beginn die Sicherheitsproblematik auf, die er mit dem unterschiedlichen Vorgehen bei Bauvorhaben beschreibt: Wird erst der Bauzaun errichtet oder erst einmal gebaut. Erfinder und Innovatoren bauen zuerst und machen sich dann Gedanken ueber die Absicherung. Die deutsche oder auch österreichische Vorsichts-Mentalität erstellt erst den 2m hohen Bauzaun, bevor ein erster Spatenstich getätigt wird. Auch einem möglichen, immer wieder diskutierten Internetminister erteilt er eine Absage. Er sieht das Internet eher als Gesellschaftsbetriebssytem, auf dem eine Regierung und die Ämterverwaltug neu aufbauen sollte. Man ist nicht mehr im Internet drin oder draussen, inzwischen ist man mit “always on” immer online und nutzt das Netz als Plattform für Kommunikation und Interaktion. Wichtig: wies immer wieder darauf hin, dass bei allem was er provokant diskutiert nicht relevant sei, ob er dies persönlich gut oder richtig finde, sondern vielmehr, dass es einfach passieren wird. “Wenn junge Menschen dies so wollen, dann kommt das auch so. Daran müssen wir uns gewöhnen.”
En weiterer Gedankensplitter: Je mehr die Wirtschaft und Gesellschaft nur noch zahlengesteuert funktioniert und je mehr Wert auf reine Messbarkeit gelegt wird, sei es mit Credit Points beim Studium, mit Sales KPIs im Unternehmen, mit Anzahl von Veröffentlichungen ud Zitaten in der Wissenschaft, desto mehr Felder überlassen wir den Computern. Dies führt auch zu einer noch weiter zunehmenden Zerlegung der Arbeitswelt in einen einfachen und schwierigen Teil – eine Industrialisierung aller Bereiche setzt ein! Dies führt gesellschaftlich zu einem Split von Niedriglohn und Spezialisten. Berufe werden obsolet. In der Schule: “Wenn sie etwas bei Google nicht finden, glauben sie dass es ein Lehrer weiss?”
Offen lässt Dueck die Frage, wann es soweit ist, dass sich unsere Autos selbst steuern und dadurch Unfälle vermeiden, dass wir keine Ärzte mehr aussuchen sondern Computer aus unseren Körpersensoren automatisch richtige Medikamentierungen errechnen. Doch soviel ist für ihn klar: “Sicherlich schneller als wir denken.”
Alt eingesessene Grosskonzerne verglicht Dueck schliesslich mit Menschen, die so zögerlich sind, dass sie Babies erst mit 60 zeugen, in der Hoffnung noch etwas zu haben, das ihnen das eine Versorgung im Alter sicherstellt. Nur zu dumm, dass sie dann bereits tot sind.
Schade auch, dass die Zeit zur anschliessenden Podiumsdiskussion, die eine Vertiefung der Thesen möglich gemacht hätte, leider nicht ausreichend hierfür genutzt werden konnte.

Weitere Infos zu Dueck’s Gedanken und Vorträgen, wie auch zu seinen Büchern, die ich durchwegs erfrischend, provokant und sehens-/lesenswert finde, auf www.omnisophie.com.
Also einfach mal reinschauen – die neue Welt kann kommen!