Wenn einmal die Transaktionskosten zu fallen beginnen, bleibt in einer Branche kein Stein auf dem anderen. Der Umbruch folgt einer ganz anderen Logik, als es die Führungskräfte der Unternehmen gelernt haben.

Apple hat gleichzeitige den Mobiltelefonmarkt und den Markt für Konsumentensoftware aufgemischt, da die neu geschaffene Plattform die Kosten für den Kauf und für die Produktion von Software minimiert hat. Uber und Airbnb sind gerade dabei den Taxi- bzw. Hotellerie Markt weltweit neu zu definieren, da die Kosten, die einem Anbieter erlauben einen Nachfrager zu finden, exorbitant gesunken sind.

Die DIGITALISIERUNG stellt Kundenbeziehungen, Geschäftsprozesse, Ressourceneinsatz und ökonomische Modelle auf den Kopf.

Was aber heißt DIGITALISIERUNG für meine Branche, mein Geschäft, mein Unternehmen? Wie wird der große Umbruch aussehen?

 

Jedes Unternehmen besteht aus drei „Geschäften“:

dem Innovationsgeschäft, dem Kundengeschäft und dem Infrastrukturgeschäft. (Siehe dazu den interessanten Artikel von John Hagel und Marc Singer.) Das Gefährliche heute dabei: Die Logik des Kerngeschäfts besagt, dass diese drei Bereiche für ein erfolgreiches Unternehmen untrennbar miteinander verbunden sind.

Ein Marktführer bei Bäckereimaschinen, Kartoffelerntemaschinen oder Gitterschweißmaschinen ist Technologieführer und zählt damit das Innovationsgeschäft zu seinem Kernbereich. Gleichzeitig kennt er die Kunden der Welt, er weiß wo diese zuhause sind und wie er sie ansprechen muss. Und er weiß, wie und wo er die Teile seiner Maschinen am besten fertigen und zusammensetzen kann. Das Zusammenspiel aller drei „Geschäfte“ ermöglicht dem Maschinenbauer seinen Erfolg. Heute.

Wie aber wird das morgen, in der digitalen Zeit sein?

Was wird sich für den mittelständischen Maschinenbauer, der in den letzten Jahrzehnten den Weltmarkt erobert hat, ändern? Kann das Erfolgsmodell des Hidden Champions weitergeführt werden?

 

Neue Logik des Kerngeschäfts

In den nächsten Jahren wird die Automobilindustrie ein Anschauungsbeispiel sein. Autobytel.com und Autoweb.com sind in den USA dabei, das Kundengeschäft zu übernehmen. Sie beliefern die Autokäufer mit großartig gestalteten und aufbereiteten Informationen, bauen „Communities“ auf und sammeln gleichzeitig alle für den Autovertrieb wichtigen Daten. Kundenansprache und „Big Data“ ist ihr Kerngeschäft.

Wird es in der Automobilbranche zu einer Abspaltung des Kundengeschäfts kommen? Werden sich die großen Automobilerzeuger auf das Innovationsgeschäft und das Infrastrukturgeschäft beschränken lassen? Wie wird die Strategie der Branchengrößen aussehen?

Die Automobilbauer sind groß genug um global und mit entsprechendem Gewicht agieren zu können. Wie aber wird es dem mittelständischen Maschinenbauer mit 200 bis 2000 Mitarbeitern gehen?

Das Kundengeschäft wird ein anderes werden, globale Plattformen und Big Data werden die Kosten drastisch senken. Im Innovationsbusiness werden noch am ehesten kleine, flexible Einheiten erfolgreich bleiben. Und was werden Automatisierung und Plattformdenken für das Infrastrukturgeschäft bedeuten? Werden dort, wo modernste Fertigungstechnologien dafür sorgen dass Maschinen immer kundengerechter und effizienter gebaut werden können, marktnischenübergreifend neue Produktionsstrukturen entstehen?

Wird es also zu einer Aufspaltung der drei Bereiche – Kundengeschäft, Innovationsgeschäft, Infrastrukturgeschäft – kommen?

Alles offen. Heute wissen wir nicht, ob es die Nischenmärkte für Bäckereimaschinen, Kartoffelerntemaschinen oder Gitterschweißmaschinen auch zukünftig noch geben wird. Jedenfalls aber wird die Digitalisierung eine weitere Senkung der Transaktionskosten ermöglichen und die Unternehmen müssen ihre Geschäftsmodelle darauf abstellen.

Was wir aber sagen können ist, wie Unternehmen mit den bevorstehenden Umbrüchen umgehen können.

 

Aus heutiger Sicht …

… sind dafür zumindest drei Dinge notwendig:

  1. Das Erkennen der digitalen Chancen und Gefahren und schnelles Handeln. Geleitet von einer einheitlichen Strategie die Chancen wahrzunehmen.
  2. Das schnelle und großflächige Aufbauen von IT-Plattformen und Kapazitäten für digitale Kundenbeziehungen, Big-Data basierte Entscheidungsfindung und Automatisierung.
  3. Das Entwickeln einer noch agileren Unternehmens- und Managementkultur die es dem Unternehmen ermöglicht, Chancen zu erkennen und umgehend wahrzunehmen. „Test-and-learn“ statt „Plan-and-implement“, horizontale Kommunikation und Werteorientierung geben die Richtung vor.

 

Die Zukunft ist nicht vorhersehbar. Die Umbrüche der Digitalisierung sind aber heute schon in vielen Branchen erkennbar. Frei nach Peter Drucker können wir versuchen zu verstehen, was diese für unsere eigene Branche bedeuten.

Das diskutieren wir in einem kleinen, aber hochkarätigen Workshop in Wien am 24. September.

 

 

(Dieser Beitrag ist auch erschienen im Blog von Hans Stoisser)