Wladimir Klitschko Challenge Management - Buchrezension - xm-institute - Dr. Oliver MackDas gerade eben erschienene, neue Buch ”Challenge Management” reiht sich auf den ersten Blick in die Riege der vielen Bücher ein, in denen Hochleistungssportler ihre Erfolgsrezepte versuchen, auf das Business zu übersetzen. So haben bereits vorher Oliver Kahn, Boris Becker, Garri Kasparow und viele andere mit Hilfe Dritter ihre Erfahrungen mit unterschiedlichster Qualität und inhaltlicher Güte in Buchform gepresst, um sie der Nachwelt zu erhalten oder auch nur die eigenen Marktchancen als Keynote Speaker nach beendeter Sportkarriere zu erhöhen.

Das Buch von Vladimir Klitschko ist auf verschiedene Weise erfrischend anders. Es ist kompakt, klar, einfach, unterhaltend und doch überzeugend. Vielleicht wie das Autor selbst. Wladimir Klitsche ist sicherlich ein Ausnahmetalent und Ausnahmesportler. Neben seinen Erfolgen im Boxsport, die ihm hartes Training und Durchhaltevermögen abverlangten, hatte er sich jedoch nebenbei bereits während seiner aktiven Karriere auch immer anderweitig sehr erfolgreich engagiert, im Studium der Philosophie, als Doktor der Sportwissenschaft, als Dozent an der Hochschule St. Gallen und als erfolgreicher Unternehmer. Meine Tochter durfte Ihn bei einem Praktikum einmal kennenlernen und war begeistert von seiner Ausstrahlung und seiner Art – authentisch, klar, down-to-earth.

Das Buch beginnt autobiografisch und mit Informationen zu Klitschko’s Kindheit und Werdegang. Sehr deutlich wird, dass er Boxen nie als Erfüllung und Lebensaufgabe gesehen hat: “Wie bei jeder anderen Sportart kommt die Boxkarriere allenfalls als befristete Tätigkeit infrage.  (…) Boxen, so habe ich es von Anfang an verstanden, ist für mich ein Instrument; ein Mittel zum Zweck. Es ist nicht die Erfüllung. Und es ist schon gar nicht die Endstation. Sich es ist immer eine Möglichkeit gewesen, meine Träume zu verwirklichen und mich weiterzuentwickeln.” Doch die Grundwerte, die er im Boxsport anwendet, lebt er auch in anderen Bereichen und sieht sie auch als Führungskraft als so wichtig an, dass er sie Mitarbeitern klar kommuniziert, um Entscheidungen in seinem Sinne auch ohne sein Zutun zu ermöglichen. Das Buch geht dann auf sieben Grundsätze ein, die für Wladimir Klitschko von Bedeutung sind und eine Art Werte Wertekanon darstellen, der Ihm und seinen Mitarbeitern gleichermaßen als Entscheidungsgrundlage dient.

In einem weiteren Teil erläutert Klitschko weitere seiner Grundhaltungen wie Langfristigkeit und Lösungsorientierung anhand von Beispielen aus seinem Leben und anhand pragmatischer Vorgehensweisen. Nichts überraschendes, aber doch sehr lesenswert, besonders aufgrund der Erfahrungen von Wladimir Klitscho und der Geschichten, die die Prinzipien und Ideen greifbar machen. Insgesamt nennt Klitschko seine Herangehensweise “Challenge Management”, die Probleme in Herausforderungen “reframed”. Auch nichts Neues, aber vor dem Hintergrund des lösungsfokussierten Arbeitens eine schöne Art, Lösungen und nicht Probleme in den Mittelpunkt zu stellen. “12 Wege” werden als Vorgehensweisen und Leitlinien dargestellt, um mit Herausforderungen pragmatisch umzugehen.

Ein Unterschied zu anderen Büchern dieser Art ist auch der letzte Teil des Werkes: Hier werden die vorher beschriebenen Konzepte und Ideen in anderen Kontexten anhand von Fallstudien und Beispielen dargestellt. Jeder der 12 Wege wird am Beispiel einer Person aus dem Unternehmensumfeld beschrieben. Die Fallstudien beinhalten Manager, wie Frank Dopheide, Geschäftsführer der Verlagsgruppe Handelsblatt, Ibrahim Evsan, Gründer von Connected Leadership und Serienentrepreneur, Christian Seifert, Geschäftsführer der DFL, Jean-Remy von Matt, Gründer, Inhaber und Vorstand der Kreativagentur Jung von Matt oder Astrid Schulte, Geschäftsführende Gesellschafterin von bellybutton International. Diese Beispiele erfüllen die 12 Wege mit weiterem konkretem Leben. Klitschko macht aber damit auch deutlich, dass die 12 Wege nicht eine Spezialerfindung und nur sein einzigartiges Erfolgsgeheimnis darstellen, sondern vielmehr Prinzipien, die auch bei anderen erfolgreichen UnternehmerInnen zu finden sind. Dabei geht es Klitschko nicht darum zu zeigen, dass er mit seinem Weg einzig alleinig “richtig liegt”, sondern vielmehr, dass auch er nur Prinzipien anwendet, die offenbar gut funktionieren. Ganz Klitschko. Klar,  einfach, bescheiden.

Das Buch schließt mit einem Nachwort von Arnold Schwarzenegger, einem persönlichen Freund von Klitschko und rundet das Buch gut ab. Alles in allem ein schönes, doch persönliches und gelungenes Buch mit gutem Informationsgehalt, das es sicherlich verdient, noch auf einen Spätsommerurlaub mitgenommen zu werden oder mit seinen 214 Seiten auch mal an einem Sonntag in der Hängematte gelesen zu werden.

Wladimir Klitschko mit Stefanie Bilen, Challenge Management, Campus Verlag: Frankfurt/ New York 2017.

 

Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.